„Mitdenken!“ hieß in den 1990er Jahren kurz und schlicht einer der wohl bekanntesten deutschen Werbeslogans. Sicher ist es im Nachhinein einfach, über völlig unnötige Fehltritte anderer zu urteilen. Dennoch, ein Vorfall in dieser Woche hat wieder einmal gezeigt, wie schnell Unternehmen zum Gegenstand kritischer Berichterstattung werden können. Als Auslöser dafür bedarf es nicht immer gleich große Störfälle, Datenskandale oder Massenentlassungen. Der Pariser Luxus-Modehersteller Louis Vouiton muss einen gewaltigen Aussetzer gehabt haben, als er am Montag einen Altkleiderladen des Roten Kreuzes in Marburg wegen einer gefälschten Handtasche verklagte und 2.600 Euro für die entstandenen Anwaltskosten von der Hilfsorganisation verlangte. Für Journalisten ein gefundenes Fressen: „Nobelfirma Louis Vuitton verklagt Rotes Kreuz“ heißt es kurz darauf bei Spiegel Online, die AP-Agenturmeldung titelt „Luxushersteller zieht gegen Arme-Leute-Laden zu Feld“ und sueddeutsche.de interviewt umgehend den Vorsitzenden des Roten Kreuzes in Marburg (Titel: „Vuitton? Noch nie gehört!“). Klar, das Vuitton diesem öffentlichen Druck nicht Stand halten konnte und heute einlenken musste – der Beschwerdebrief sei ein Standardverfahren gewesen, man bestehe nicht weiter auf den Forderungen, ließ eine Unternehmenssprecherin verlauten. Überdies habe Vuitton gute Beziehungen zum Roten Kreuz und plane gerade eine Versteigerung zugunsten der Hilfsorganisation. Schön und gut, aber in den Köpfen der Öffentlichkeit bleibt etwas anderes hängen. Ein unbedachtes Verhalten, das sämtliche Charity-Veranstaltungen ad absurdum führt. Hier stößt auch Krisen-PR an seine Grenzen: Kommunikation allein kann den gesunden Menschenverstand nicht ersetzen.
Neues von der Dresdner Blog-Front
Neues von der Dresdner Blog-Front 1. Juli 2009 at 14:14
[…] von PR-Floskeln ins Konsumenten-Deutsch etwa versprüht bitteren Humor und Selbstironie. Der jüngste Eintrag unterstreicht die Botschaft des Neuen Web-Auftritts: Krieg dem hirnlosen Geplapper! Sven […]