Sofa-WM Jan 19, 2010

Man spricht bereits jetzt von einem PR-Desaster: Heute hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die bisher kommunizierten Ticket-Verkaufszahlen für die drei deutschen Gruppenspiele bei der WM in Südafrika deutlich nach unten korrigiert. Gerade mal 1.916 Karten wurden für die Spiele gegen Australien, Serbien und Ghana verkauft. In anderen europäischen Ländern sieht das nicht anders aus. Leere Zuschauerränge in Südafrika? Das Sommermärchen von 2006 scheint sich nicht zu wiederholen. Es sind nicht allein die teuren Hotels und das Wetter (Winter!), vor allem die Sicherheitslage schreckt viele ab. DFB-Präsident Theo Zwanziger will jetzt mit einer Medienoffensive gegensteuern: „Wir müssen die Monate bis zur WM für Vertrauenswerbung nutzen“, so Zwanziger. Man darf gespannt sein, wie der DFB das bewerkstelligen will. Was kann man sich unter Vertrauenswerbung vorstellen? Reputation kann der der DFB für Südafrika schlecht kaufen. Ein bestohlener Oliver Bierhoff, ein auf dem Golfplatz ermordeter Ex-Nationalspieler, zuletzt der Angriff auf die togolesische Mannschaft in Angola – das sind die Dinge, die einem als erstes in den Sinn kommen, wenn man an WM und Sicherheit denkt.
Da nützt es wenig, wenn der südafrikanische Fußball-Präsident Kirsten Nematandani wie zuletzt in einem Spiegel-Interview verkündet, sein Sicherheitssystem sei hervorragend – und nur die Kritiker seien schlecht informiert. Fakt ist jedoch: Südafrika hat es seit Vergabe im Jahr 2004 nicht geschafft, die Öffentlichkeit von dieser „hervorragenden Sicherheit“ im Land zu überzeugen. Für den DFB eine Herkulesaufgabe, will er daran in den verbleibenden Monaten noch etwas ändern.
Die Olympischen Spiele vor sechs Jahren in Griechenland sind ein gutes Beispiel, wie sich die öffentliche Meinung innerhalb kürzester Zeit noch wenden kann. Noch ist das südafrikanische Wintermärchen nicht verloren!

Über den Autor

Dirk Popp

Dirk Popp

Er gilt als einer der renommiertesten Krisenkommunikations-Experten in Deutschland. Die Süddeutsche Zeitung schreibt über ihn, er könne ein angekratztes Image aufpolieren wie kaum ein Zweiter. Dirk Popp berät seit vielen Jahren DAX-Unternehmen, Mittelständler, Marken und Persönlichkeiten in Krisensituationen und bei der Kommunikation schwieriger Themen.

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