Scheinriese: Blumenkübel in Neuenkirchen ist umgefallen! Aug 06, 2010

Sommerlöcher haben so ihre Eigendynamik und geben wirklich banalen Geschehnissen unfassbar viel redaktionellen Raum. Das mag vielleicht daran liegen, dass der Vorrat an Stories zu gering, dass die Temperaturen zu heiss und jede Anstrengung zur Recherche einfach zu viel ist.

Exemplarisch dafür ist der umgefallene Neuenkirchener Blumenkübel, der es zu bundesweiter Bekanntheit, ja fast schon Berühmtheit brachte. Eine kleine Meldung im Internetangebot der Münsterschen Zeitung mit einem für dieses Thema reißerischen Einstieg („Fassungslos waren die Bewohner des Antoniusstift…“) war Ausgangspunkt der Situation. Ralf Heimann, selbst Mitarbeiter der Zeitung, setzte mit dem Tweet „In Neuenkirchen ist ein Blumenkübel umgefallen“ die Welle in Bewegung.

Danach ergoss sich der Hohn und Spott über die Nachricht: Nicht nur zahlreiche sarkastische Twittermeldungen folgten in den Stunden danach und machten den Hashtag #Blumenkübel zum Platz 1 der Twitter-Trends vom Mittwoch. Auf Facebook wurde eine Fan-Page eingerichtet, auf YouTube tauchten bald erste Bekennervideos vermeindlicher Täter auf , und Lukas Heinser, Autor des Medienblogs, „Coffee and TV“, produzierte gleich ein Lied zu der Meldung.

Es folgten unmittelbar Medien wie Handelsblatt und Die Welt, auch RTL berichtete von dem Phänomen. Selbst als PR-Profi ist man doch gelegentlich einfach baff, wie schnell große Medien solch lapidaren Scheinriesen wie dem Blumenkübel und den folgenden Bewegungen im Netz eine so hohe Relevanz einräumen. Für Kommunikatoren ist es an sich überlebensnotwendig, die Relevanzdenke von Journalisten zu durchdringen, um eigene Themen geschickt zu platzieren, kritische Issues frühzeitig aufzuspüren. Das „Kübelgate“ zeigt allerdings, wie schwer das manchmal einzuschätzen ist. Kommunikatoren müssen in jedem Falle das Social Web kontinuierlich im Auge behalten (z.B. via WebScan von KP):  Nicht nur, weil potenzielle Krisen im Sommer auf einen hervorragenden medialen Nährboden fallen. Sondern auch, weil man manchmal die einfache Gelegenheit bekommt, auf ein Thema aufzuspringen. Dafür bekommen die Schnellschalter von SIXT (mal wieder) den ersten Preis:

Screenshot: facebook.com/sixt.autovermietung

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Über den Autor

Dirk Popp

Dirk Popp

Er gilt als einer der renommiertesten Krisenkommunikations-Experten in Deutschland. Die Süddeutsche Zeitung schreibt über ihn, er könne ein angekratztes Image aufpolieren wie kaum ein Zweiter. Dirk Popp berät seit vielen Jahren DAX-Unternehmen, Mittelständler, Marken und Persönlichkeiten in Krisensituationen und bei der Kommunikation schwieriger Themen.

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