Cannes Lions – Die Lions Health Jun 22, 2015

smartphoneAm Freitag und Samstag fanden die Lions Health statt, die sich speziell mit wegweisender Healthcare-Kommunikation beschäftigen. Um dem Ganzen eine Perspektive zu geben: Von den rund 40.000 Einreichungen in Cannes entfielen weniger als 2.000 auf die Lions Health. Knapp 1.000 Teilnehmer waren bei den Vorträgen zu Gast – wie man hörte, waren aber nur wenige Kunden vor Ort. Als zumindest der erste Redner fragte, wie viele Kundenvertreter im Raum seien, gingen nur wenige Hände nach oben.

Die nominierten und letzten Endes auch ausgezeichneten Arbeiten waren überwiegend auf die eine kreative Idee fokussiert: zum Beispiel die „Back-up memory“-App von Samsung, die Alzheimer-Patienten an wichtige Details ihres Lebens erinnert, etwa die Namen von Angehörigen; oder das speziell eingefärbte Salz, das Menschen in Argentinien visuell zeigt, ob ihr Essen zu stark gewürzt ist; oder der Metallfisch, den kambodschanische Frauen beim Kochen in den Topf geben können, um Speisen das benötigte Eisen zuzufügen.

Einige der kreativen Konzepte waren zumindest aus PR-Sicht nicht überraschend neu; es gab auch solche, die schlicht an Insights erfolgreicher Vorjahreskampagnen anknüpften und beispielsweise die Rolle der Frau im Kontext der gesundheitlichen Versorgung herausstellten. Wenig überraschend auch, dass viele Einreichungen aus Entwicklungs- oder Schwellenländern zum Zuge kamen – gemessen an der Größe der wirtschaftlichen, medizinischen und die Bildung betreffenden Herausforderungen vor Ort. Die Jurymitglieder wollten „game changer“ sehen: Arbeiten, die deutliche Verbesserungen für die Gesundheit lieferten.

Konsequent daher der Grand-Prix für eine Kampagne von P&G und Leo Burnett aus Mexiko. Die Macher entwickelten – gemeinsam mit Soziologen, Linguisten und Ärzten – neue Wörter für die weiblichen Fortpflanzungsorgane, für die es in der indigenen Sprache des Zapotekischen bislang keine Entsprechung gab und setzten eine Aufklärungskampagne für Frauen in den ländlichen Regionen Mexikos dahinter. Die neuen Begriffe sollten es den Frauen erleichtern, ihre Symptome beim Arztbesuch besser zu beschreiben – und dadurch die Qualität der medizinischen Diagnose, insbesondere bei Gebärmutterkrebs, zu verbessern.

Fotocredit: CC0 1.0

Über den Autor

Dirk Popp

Dirk Popp

Er gilt als einer der renommiertesten Krisenkommunikations-Experten in Deutschland. Die Süddeutsche Zeitung schreibt über ihn, er könne ein angekratztes Image aufpolieren wie kaum ein Zweiter. Dirk Popp berät seit vielen Jahren DAX-Unternehmen, Mittelständler, Marken und Persönlichkeiten in Krisensituationen und bei der Kommunikation schwieriger Themen.

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