Lanze für Lanz. Oder: Warum die Haltung in Krisensituationen entscheidend ist Dez 20, 2013

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Kaum ein Entertainer musste im letzten Jahr im deutschen Fernsehen so viel Kritik einstecken wie Markus Lanz. Seit er im Oktober 2012 den Moderatorposten bei „Wetten das…?“ übernahm, scheint er das neue Lieblingshassobjekt der Medien zu sein. Zumindest sieht er selbst das so.

Kürzlich hat Lanz ein interessantes Stern-Interview gegeben, in dem er sich massiv über Online-Medien und deren rastlose Gier nach Klicks beschwerte. Aber vor allem erzählt er davon, warum er sich das alles antut und wie sein Verhältnis zum Fernsehen, seiner Heimat, zu den Zuschauern und den Medien an sich ist. Was dann selbst dem hartgesottenen Stern-Journalisten Arno Luik das Prädikat „Nehmerqualitäten“ abringt. Der Stern wäre nicht der Stern, wenn er nicht gleich nach dem Interview und kurz nach der letzten Sendung von „Wetten dass…?“ eine Online-Umfrage gestartet hätte. Zu beantworten war: Hat Markus Lanz recht damit, dass die Kritik an ihm überzogen ist? Die Kritiken zur Sendung waren wie überwiegend mies und so fällt das Urteil der User so eindeutig wie katastrophal aus. „Danke, sechs, setzen“ titelt stern.de. Als ob das für Lanz nicht schon alles kritisch genug wäre, geht es aktuell munter weiter. Mit dem Rassismus Vorwurf wird die nächste mediale Sau durchs Dorf getrieben.

Aus der Sicht eines Kommunikationsprofis ist das Stern-Interview dennoch eines, was man lesen sollte – ob man mit Lanz nun sympathisiert oder nicht. Denn er verkörpert in diesem, was vielen Managern in kritischen Situationen abgeht: Haltung. Er steht zu dem, was er tut und macht seine Beweggründe deutlich. Warum ist das in einer Krise wichtig? Immer wieder eskalieren Situationen kommunikativ, weil zu einem spezifischen Problem die eigene Position eben nicht definiert wurde. Zu oft werden Argumente und Botschaften  hektisch zusammengestoppelt und sind dann inkonsistent. Oder: Es werden Worthülsen gesendet, hinter denen keine klare Haltung zu erkennen ist. Das wird schnell als unglaubwürdig entlarvt.

Wenn man in Krisensituationen über Haltung spricht, geht es nicht darum, dass alle Informationen vorliegen und diese sorgfältig präsentiert werden. Das ist oft auch gar nicht möglich. Es geht vielmehr um die eigenen Botschaften, die man selbst senden will. Lanz macht das perfekt und packt es auch noch in einen knackigen Satz: „Ich fühle mich als Glücksschwein“. Und untermauert es im Interview  mit Argumenten. Die eigenen Haltung stärkt ihn dann auch in der Auseinandersetzung mit Kritikern. „Wenn der Shitstorm kommt, müssen Sie in der Lage sein, gedanklich einfach mal die Spülung zu drücken.“ Diese Empfehlung können Unternehmen getrost übernehmen – als wertvollen und kostenlosen Ratschlag für schwierige Situationen im Netz. Denn: Von solcher Gelassenheit sind die meisten Unternehmen in Krisen meilenweit entfernt.

Natürlich entscheidet der Aspekt „Haltung“ nicht allein über den kommunikativen Verlauf einer kritischen Situation, aber er die Basis für (fast) alles, was dann in Statements, Pressemitteilungen und eigenen Veröffentlichungen folgt. Auch wenn es paradox klingt: Man muss man sich genau an dieser Stelle Zeit nehmen und die eigene Position erarbeiten. Das bringt am Ende nur mehr Tempo und spart  im weiteren Verlauf einer Krise dann wieder Zeit. Es schafft letztlich auch Sicherheit.

Über den Autor

Dirk Popp

Dirk Popp

Er gilt als einer der renommiertesten Krisenkommunikations-Experten in Deutschland. Die Süddeutsche Zeitung schreibt über ihn, er könne ein angekratztes Image aufpolieren wie kaum ein Zweiter. Dirk Popp berät seit vielen Jahren DAX-Unternehmen, Mittelständler, Marken und Persönlichkeiten in Krisensituationen und bei der Kommunikation schwieriger Themen.

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