Müssen ungeliebte Journalisten draußen bleiben? Apr 07, 2014

Es muss schon einen guten Grund geben, jemand anderen als „Schwein“ zu beschimpfen. Für die englische Boulevardpresse – auch sonst nicht gerade für ihre Zimperlichkeit bekannt – war ein vermeintliches oder echtes Foul des FC-Bayern-Spielers Sebastian Schweinsteiger an Wayne Rooney von Manchester United offenbar Anlass genug. „You Schwein!“ oder sogar „You Dirty Schwein“ prangerte es von den Titelblättern von „The Sun“ und „Daily Mirror“. Das mag man respektlos finden, diffamierend oder einfach nur wenig originell – ein Grund, den Journalisten Stadionverbot zu erteilen, ist es sicher nicht.

Das sah der FC Bayern offenbar anders. Entweder es gibt eine Entschuldigung, oder die Reporter müssen beim nächsten Spiel in München leider draußen bleiben.

Der Deutsche Journalistenverband äußert Verständnis. „Hetze verträgt sich nicht mit den Werten des Journalismus“, so ein Sprecher des DJV gegenüber der dpa. Klar, der Mann hat Recht. Und einer der Verlage hat bereits Gesprächsbereitschaft in Richtung FC Bayern signalisiert.

Aber die Reaktion des Vereins hätte schlicht anders ausfallen müssen. Horizont-Chefredakteur Uwe Vorkötter nennt den Rechtsweg als eine Möglichkeit. Der Verein hätte sich an den strengen Presserat im Vereinigten Königreich wenden können, schreibt er.

Oder der FC Bayern hätte – Möglichkeit zwei – das Geschreibsel des britischen Boulevards schlicht ignorieren können. Denn seien wir doch mal ehrlich: Gerade bei deutsch-englischen Begegnungen erinnert das Verhalten der britischen Presse doch bisweilen an den Rüpel vom Schulhof. Nun kann man zurückschlagen, wie es der FC Bayern gemacht hat. Man kann zur Lehrerin rennen, so wie es Vorkötter vorschlägt. Oder man konzentriert sich auf sein Ding. Im Fall des FC Bayern heißt das: Gute Fanarbeit leisten, sodass zur Rückrunde die richtigen Fernsehbilder entstehen. Und dann die Antwort einfach auf dem Platz geben.

Über den Autor

Dirk Popp

Dirk Popp

Er gilt als einer der renommiertesten Krisenkommunikations-Experten in Deutschland. Die Süddeutsche Zeitung schreibt über ihn, er könne ein angekratztes Image aufpolieren wie kaum ein Zweiter. Dirk Popp berät seit vielen Jahren DAX-Unternehmen, Mittelständler, Marken und Persönlichkeiten in Krisensituationen und bei der Kommunikation schwieriger Themen.

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